Ralf Julke

„[…] Was Wehlim gelingt, ist, diese Reise ohne das übliche Sentiment zu erzählen, auch ohne romantischen Blick auf Landschaft und Akteure. Und: Er malt nicht in schwarz-weiß, teilt die Welt nicht schlicht in Gut und Böse. In einem Handlungsstrang verfolgt er die Arbeit eines US-amerikanischen Spezialkommandos, das dafür zuständig ist, die Stützpunkte der Taliban in den Bergen mit Lasern zu markieren, damit die von Flugzeugträgern gestarteten Bomber ihr Ziel finden. […]
Doch da Wehlim nicht auf der Klaviatur der Sensationen spielt, verweben sich diese Geschichten fast unmerklich ineinander, so, wie die Dinge auch in der Realität geschehen. Man versteht die Motive, taucht in die Denkwelten ein und ahnt, dass solche Konflikte, wie sie diese Region zerreißen, durch technische „Präzision“ nicht zu lösen sind. Genausowenig, wie der Sheik sein Kalifat verwirklichen kann. […]
Und weil Wehlim sich lieber den einfachen Leuten widmet, der suchenden Mutter, den misstrauischen Bergbauern, den verwirrten Söldnern dieses Krieges, bleibt auf einmal − man merkt es verblüfft − Raum für richtig menschliche Gefühle: Ratlosigkeit, Trauer, Angst und sogar Humor. Ob es die Begegnung mit dem Alten auf dem Esel ist, die den Leser mitnimmt in die farbige Anekdotenwelt der Bergvölker, ob es die Begegnung des US-Soldaten mit zwei zerstrittenen alten Juden in Kabul ist − man steckt auf einmal mitten in Geschichten in der Geschichte, die wie beiläufig erzählt wirken, in gewöhnlichen „Thrillern“ aber nie auftauchen würden, weil Helden mit all den Höhen und Tiefen, die Menschen erleben, tatsächlich nichts zu tun haben. Hier aber passen all diese Szenen, ohne dass sie aus dem Rahmen fallen. […]“ “

Vollständige Besprechung unter: Eine abenteuerliche Reise ins Afghanistan im Krieg des Jahres 2001: Die Tage des Kalifats, 3. Oktober 2011, Leipziger Internet Zeitung